Was ist Regio Chimica?

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1 Einleitung

Regio Chimica ist ein grenzüberschreitender Bachelorstudiengang der Chemie, der nach der Idee von Serge Neunlist im Jahre 2010 gegründet wurde. Aufgrund einer Kooperation der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Universität des Oberelsass (UHA), erhalten die Studierenden zwei Abschlüsse, den Bachelor of Science in Deutschland und die Licence de Chimie in Frankreich.

Das Studium findet im ersten Jahr in Mulhouse und im zweiten Jahr in Freiburg statt. Im dritten Jahr wählen die Studierenden aus drei Möglichkeiten aus: Sie können an der Albert-Ludwigsuniversität Freiburg weiterstudieren, an der Faculté des science et technique der UHA studieren oder sich bei der École Nationale Supérieure de Chimie de Mulhouse (ENSCMu) bewerben. Eine weitere Besonderheit neben der Zweisprachigkeit ist das interkulturelle Modul (siehe Interkulturalität).

Der Studiengang wird seit seiner Gründung von der Deutsch-Französischen Hochschule unterstützt. Die Studierenden von Regio Chimica werden “Regios” genannt.

2 Gründung[1]

Die Idee eines grenzüberschreitenden Chemie-Studiengang stammte von Serge Neunlist aus den 90er Jahren. Es dauerte jedoch einige Zeit, um Partner*innen und eine Finanzierung zu finden. Daher konnte Regio Chimica erst im Jahre 2010 gegründet werden. 

Ursprünglich sollte Regio Chimica aus einer Kollaboration von Universitäten aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz hervorgehen. Da sich jedoch keine Partner*innen aus der Schweiz fanden, ist Regio Chimica nun ein deutsch-französisches Programm.

Der Name des Studiengangs stammt auch von Serge Neunlist, der Begriff “Regio” ist ein Verweis auf Regio TriRhena, und “Chimica” verweist auf das Thema des Studiengangs, die Chemie. Der Name ist auf Latein, um weder die französische noch die deutsche Sprache zu bevorzugen. 

3 Studieninhalte

3.1 Kompetenzen

Neben dem Chemiestudium werden zusätzliche Kompetenzen im Rahmen der interkulturellen Module vermittelt. Diese Module verbinden Faktenwissen über die Lebenswirklichkeit des Nachbarlandes und theoretische Modelle zur Interkulturalität im Allgemeinen mit der praktischen Erfahrung im deutsch-französischen Alltag.

3.2 Fortführung des Studiums im dritten Jahr:

Nachdem die Studierenden die ersten beiden Jahre des Regio Chimica-Bachelors bestanden haben, können sie ab dem dritten Jahr an der Ingenieurschule ENSCMu oder an der FST in Mulhouse studieren. Eine andere Möglichkeit besteht darin, ihr drittes Jahr in Freiburg abzuschließen oder nach Mulhouse zurückzukehren[2], um beispielsweise einen Master zu absolvieren, den es in Freiburg nicht gibt. Sie erhalten unabhängig vom Studienort des dritten Jahres die Licence de la chimie und den Bachelor of Science. Danach können sie ihr Studium mit einem Master in Frankreich, Deutschland oder einem anderen Land fortsetzen oder an der ENSCMu weiterstudieren.

3.3 Interkulturalität

Interkulturalität ist ein bedeutender Aspekt des Studiengangs Regio Chimica, z. B. spielt die Arbeit im Tandem eine sehr wichtige Rolle. Während des Tandems werden die Schüler dazu angehalten, interkulturelle Kompetenzen und vertiefte Fremdsprachenkenntnisse zu entwickeln, die es ihnen ermöglichen, Kontakte zu knüpfen und leichter mit Menschen aus anderen Kulturen zu kommunizieren. Im Zeitalter der Globalisierung können diese interkulturellen Kompetenzen in der Arbeitswelt von Vorteil sein. Zu den im zweiten Jahr erworbenen Kompetenzen gehören französisches Recht, berufliche Kommunikation, Teammanagement und nachhaltige Entwicklung. Die Module, die im ersten Jahr absolviert werden, finden Sie in der Liste der Module des Bachelorstudiengangs Regio Chimica. [3]

4 Unterschiede der Systeme

4.1 Einschreibung Frankreich

Die französischen Studierenden, die sich für den Studiengang “Regio Chimica” anmelden möchten, sollten sich über die Plattform Parcoursup – Accueil [4] bewerben. Dazu muss ein Motivationsschreiben auf Französisch und auf Deutsch eingereicht werden. Anschließend wird ein Bewerbungsgespräch mit den Studiengangs-Koordinatoren auf Deutsch, Französisch und Englisch geführt. Nach Auswertung der Bewerbungen und Bewerbungsgesprächen wird eine Rangliste über die französischen und deutschen Studierenden erstellt, und die fünfzehn Ersten auf der Rangliste können in den Studiengang aufgenommen werden.

4.2 Einschreibung Deutschland

Die Studierenden, die sich auf der deutschen Seite bewerben, senden ihre Bewerbungsunterlagen per E-Mail an die Studienkoordination. Diese Adresse ist auf der deutschen Regio Chimica-Seite[5] zu finden. Zu den Bewerbungsunterlagen gehören unter anderem ein Lebenslauf sowie ein Motivationsschreiben auf Französisch und auf Deutsch. Anschließend bekommen sie eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch, welches sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch und auf Englisch geführt wird.

4.3 UNTERSCHIEDE FR/DE:

4.3.1 Arbeitsrhythmus

Im zweiten Jahr in Freiburg sind die Stundenpläne weniger voll als in Mulhouse, denn die Vorlesungen dauern nur 45 Minuten, aber die Studierenden haben mehr individuelle Arbeit, Vor- und Nachbereitung der Kurse, zu leisten. Im zweiten Jahr müssen sie also lernen, ihre Arbeit eigenständig zu organisieren. Es gibt im Großen und Ganzen allgemein weniger Kurse und Klausuren als im ersten Jahr in Mulhouse, jedoch haben diese Fächer mehrere Themenbereiche und es wird alles in einer Endklausur für jedes Fach am Ende jeden Semesters abgefragt, was in Mulhouse in mehreren Teilklausuren abgefragt wurde. Somit muss man in Deutschland bereits früh anfangen für die Klausuren zu lernen und von Anfang an die Vorlesungen vor- und nachbereiten, um die gesamten Themen am Ende des Semesters in der Klausur wiedergeben zu können.

4.3.2 Benotung

Um das erste Jahr in Mülhausen zu bestehen, müssen die Studierenden einen Durchschnitt von 10/20 als Durchschnitt aller Prüfungen erhalten. Sie haben also die Möglichkeit, die Noten der Fächer und Semester untereinander zu kompensieren.

In Freiburg bekommt man eine Note zwischen 1 und 5. 1,0 ist die beste Note und 5 die schlechteste. Die Studierenden müssen in jeder Prüfung den Durchschnitt (besser als 4,0) erreichen (4,0 entspricht 10/20 in Frankreich). Sie können in Abhängigkeit von der aktuellen Prüfungsordnung eine Prüfung ablegen, haben aber auch die Möglichkeit, das Semester zu wiederholen, um alle Fächer zu bestehen. Diese können jedoch nicht mit anderen Fächern oder Klausuren ausgeglichen werden.

4.3.3 Ferien/Vorlesungsfreie Zeit

In Mülhausen fangen die Kurse Anfang September an. Die Studierenden haben dann eine Woche vorlesungsfreie Zeit an Allerheiligen, zwei Wochen an Weihnachten, eine Woche im Februar, zwei Wochen im April und etwa zwei Monate Sommerferien. Da der Vorlesungsbeginn in Freiburg erst im Oktober ist, können sie rund drei Monate Sommerferien genießen. Die Studierenden haben dann in Freiburg zwei Wochen Weihnachtsferien, zwei Wochen im April, da in den Semesterferien zum Teil noch Praktika liegen, eine Woche Pfingstferien und schließen ihr viertes Semester Ende August ab. Wenn sie sich entscheiden, für ihr letztes Jahr nach Mülhausen zurückzukehren, haben sie nur ein oder zwei Wochen Sommerferien. Wenn man in Freiburg bleibt, hat man bis Mitte Oktober[6] vorlesungsfrei.

4.3.4 Wohnung

In Mülhausen reserviert der CLOUS jedem Regio Chimica-Studierenden eine Unterkunft für das erste Jahr im Bachelor, jedoch ist das Mieten der Wohnung nicht verpflichtend, sondern es ist ein Service des CLOUS, auf Anfrage der Studienkoordination, um die Wohnungsfindung zwischen der Zusage und des Semesteranfangs möglich zu machen. Die Studierenden haben außerdem Zugang zu den verschiedenen Aktivitäten, die der CLOUS anbietet, es gibt auch einen Arbeitsraum und die Anlagen der Résidence Master Doctorat – CROUS de Strasbourg.

In Freiburg können sich Studierende für ein Einzelzimmer oder ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft über das SWFR[7] bewerben oder eine Privatwohnung suchen. Hier wird jedoch nichts gestellt- wie in Mülhausen- sondern jede*r sucht sich selbst eine Unterkunft.

4.3.5 Unterschiede zum Chemie-Bachelor in Deutschland

Regio Chimica ist in Freiburg auch als eigener Studiengang anerkannt, auch wenn im zweiten Jahr in Freiburg viele Vorlesungen mit den Studierenden aus dem Chemie-Bachelor zusammen besucht werden. Ein großer Unterschied zwischen dem Chemie-Bachelor und Regio-Chimica sind neben der Mehrsprachigkeit die interkulturellen Module (siehe Interkulturalität). Im Regio Chimica-Studium gibt es Kurse, in denen man den Umgang mit anderen Kulturen lernt, sowie andere Kulturen für die eigene Weiterentwicklung zu nutzen. Des Weiteren gibt es auch Tandem-Kurse, in denen immer deutsche und französische Muttersprachler*innen zusammenarbeiten, um sich gegenseitig beim Verbessern der Sprachkenntnisse zu unterstützen. In diesem Kurs werden im zweiten Jahr in Freiburg in Gruppen auch kleine Projekte gestaltet, die hier einzusehen sind: Sprachtandem an der UHA – NovaTris – das Zentrum für grenzüberschreitende Kompetenzen[8]. Während die Studierenden des Chemie-Bachelors mehr ECTS für die Praktika bekommen, erhalten Regio Chimica-Studierende zusätzlich noch ECTS in diesen interkulturellen Modulen[9].

Ein anderer großer Vorteil an Regio Chimica ist die gegenseitige Unterstützung und der Gruppenzusammenhalt. Alle Studierenden gehen in ein anderes Land, wo sie noch keine*n oder wenige kennen und wo erstmal die Kultur fremd ist. Somit haben alle Studierende ähnliche Erlebnisse und unterstützen sich gegenseitig bei der Integration, bei der Sprache, aber auch beim Lernen. Da in Frankreich viele in der Résidence Master Doctorat wohnen, wird auch privat viel gemeinsam gemacht, wodurch die deutsch-französische Gruppe zusammengeschweißt wird. Des Weiteren wird auch in den interkulturellen Modulen am Anfang des Studiums sehr viel mit Kennenlernspielen gearbeitet, um mehr über die Mitstudierenden zu erfahren. Man wird also ebenfalls in diesen Gruppenzusammenhalt eingeführt und auch das Zusammenarbeiten im Tandem-Kurs spiegelt diese gegenseitige Unterstützung wider. Da das Uni-System in Frankreich (noch) sehr strikt ist und es feste Stundenpläne und regelmäßige Überprüfungen gibt, ist es auch ähnlicher zur Schule als das deutsche Universitätssystem, welches den Übergang von der Schule zur Universität erleichtert. Außerdem geht man dann bereits als Gruppe in das deutsche Universitätssystem im zweiten Jahr und ist nicht allein, so dass das Lernen gleich mehr Spaß macht. Des Weiteren besteht auch immer der Kontakt zu Regio Chimica-Studierenden in höheren Semestern, die ebenfalls gerne bereit sind zu helfen, wenn es Probleme gibt.

5 Preise und Förderungen

Der Studiengang wurde von 2010 bis 2013 von der Europäischen Union im Rahmen des Programms INTERREG IV gefördert.

Er wurde 2010 von der Deutsch-Französischen Hochschule evaluiert. Seitdem werden Studierende durch die Mobilitätsbeihilfe unterstützt.

2014 erhielten die Universitäten für den Studiengang den Bartholdi Preis als gelungenes Beispiel grenzüberschreitender Zusammenarbeit von Hochschulen am Oberrhein.


[1] Quelle: Interview mit Serge Neunlist: https://e-diffusion.uha.fr/video/2515-video-de-linterview-du-prof-serge-neunlist-lidee-de-regio-chimica/ (20.11.2022)

[2]Für genaueres: https://www.regiochimica.uni-freiburg.de/studienaufbau (05.12.2022)

[3] www.regiochimica.uni-freiburg.de/downloads (13.11.2022)

[4] Parcoursup – Accueil (27.11.2022)

[5] Bewerbung — Regio Chimica (uni-freiburg.de) (27.11.2022)

[6] vgl. Vorlesungsfreie Zeiten im Jahr 2022/2023 Semester- und Vorlesungszeiten — Service Center Studium (uni-freiburg.de) (27.11.2022)

[7] Freiburg – Studierendenwerk Freiburg-Schwarzwald (swfr.de) (27.11.2022)

[8] https://www.novatris.uha.fr/de/aus-und-weiterbildung/sprachtandem-an-der-uha/ (27.11.2022)

[9] Siehe Modulhandbuch: modulhandbuchzweitesjahr (uni-freiburg.de) (27.11.2022), S. 51-58: Interkulturelles Modul und S. 3 “Begründung für unterschiedliche ECTS- Verteilung“

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